Im Verlauf eines Jahres leiden 38 % der Bevölkerung der EU (incl. Schweiz) unter einer psy–chischen Störung. Die direkten und indirekten Kosten machen ca. 3-4 % des Bruttosozialpro–duktes aus und verursachen bei den Krankenkassen ca. 14 % der Ausgaben. Zugleich wird seit 2005 eine Zunahme von Depressionen und Angststörungen um ca. 1/3 beobachtet, sowie eine Verdoppelung der Alkoholabhängigen.
Es ist offensichtlich, dass diese Zunahme nicht bewältigt werden kann mit einer ebensolchen Effizienzsteigerung bei der Therapie. Statt dessen drängen sich präventive Massnahmen auf. Aufgrund der vorliegenden 167 Meta-Analysen, die ca. 2’200 Einzelstudien zusammenfassen, kann von einer guten Wirksamkeit präventiver Massnahmen ausgegangen werden: die Effekt–stärke für belastungsbezogene Massnahmen beträgt .53, störungsspezifische Massnahmen weisen demgegenüber eine geringere, aber immer noch beachtliche Effektstärke von .38 auf. Das Spektrum solcher belastungsbezogener Massnahmen reicht weit, von Programmen für Arbeitslose, Menschen mit Bezihungsproblemen oder Gewalterfahrung usw.
Der wichtigste Prädiktor für die Wirksamkeit ist die erlebte Selbstwirksamkeit bzw. ob durch die Intervention die Selbstwirksamkeit erhöht werden kann.
Weitere Erfolgsfaktoren für Präventionsprogramme sind eine gute theoretische Fundierung, Laufzeit über 9 Monate, verschiedene Angebote, sie sind strukturiert mit Manual und Curricu–lum, und gut ausgebildeten KursleiterInnen.
Ob diese Präventionsmassnahmen sich auch volkswirtschaftlich lohnen, kann beim der–zeitigen Stand der Forschung noch nicht eindeutig beantwortet werden; die veröffentlichten Studien berichten überwiegend von wirtschaftlichen Vorteilen, mit ROI von 1 : 2 bis 19. Bei einigen Pro–grammen wird der Gewinn erst nach vielen Jahren sichtbar, z.B. bei Vorschul- oder Elternpro–grammen.
Bernd Röhrle: Wirksamkeit der Prävention psychischer Störungen – Ergebnisse und Trends. Prävention psychischer Erkrankungen – von den Grundlagen zum Handeln. 23. Zürcher Präventionstag, 9. März 2012.