Untersucht man die Langzeitkranken mit psychologischen Fragebogen, zeigen sich vor allem depressive und ängstliche Denkmuster; wenig Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten behindern die Rückkehr in den Arbeitsprozess. Auffallend ist auch die niedrige Arbeitszufriedenheit vor der Erkrankung oder dem Unfall.
Aber ist es nicht eigentlich eine gesunde Reaktion, NiCHT in die Situation zurückzukehren, die einem krank gemacht hat?
Aber wie eine andere Arbeit finden, wenn man schon resigniert hat???
Typische Aussagen dazu sind „ich muss froh sein, dass ich überhaupt eine Arbeit habe … bei meiner geringen Ausbildung, in der Gegend hier, als Frau, in meinem Alter.“ oder „in anderen Unternehmen ist es auch nicht besser“.
Diese sog. „resignative Arbeitszufriedenheit“ ist gekennzeichnet dadurch, dass eine Mitarbeitende/ ein Mitarbeiter ursprüngliche viel höhere Erwartung an die Arbeitsinhalte, an KollegInnen und Vorletzte, an Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten hatte, und diese Ansprüche aufgrund der Arbeitserfahrungen reduziert hat.
Schweren körperlichen Erkrankungen können jahrelange negative Gefühlszustände vorausgehen
Traue (1998, p. 129ff) konnte nachweisen, dass schweren körperlichen Erkrankungen jahrelange negative Gefühlszustände vorausgehen, Gefühle von Ohnmacht und Hoffnungslosigkeit. Unbewältigte Verlusterfahrungen beispielsweise erhöhen massiv das Risiko von Herz-Kreislauf- oder Krebserkrankungen. Diese Verlusterfahrungen müssen auch nicht so existentiell sein wie der Verlust enger FreundInnen oder Familienmitglieder. Die stetige Wiederkehr täglicher kleiner Ärgernisse – in der Forschung als „little hazzles“ bezeichnet – erhöht das Risiko seelischer und körperlicher Erkrankungen ebenso sehr.