Wer nach krankheitsbedingter Abwesenheit an den Arbeitsplatz zurück kehrt, muss sich in vielen Betrieben einem Gespräch mit dem Vorgesetzten stellen. Dieses personalpolitische Instrument Krankenrückkehrgespräch ist umstritten: die Befürwortenden sehen darin eine Chance zur Redu-zierung von Fehlzeiten und zur betrieblichen Gesundheitsförderung. Die Kritiker befürchten eine „Jagd auf Kranke“ mit entsprechend negativen Folgen für die Gesundheit. Dass autoritäres Verhalten und Druck zur Chronifizierung von Gesundheitsstörungen führt, ist inzwischen hinreichend nachgewiesen.
Die WissenschaftlerInnen Pfaff, Krause und Kaiser stellen die Ergebnisse einer Untersuchung in einem Konzern der Automobilbranche vor, wo sie die Umsetzung und Bewertung eines Gesprächs-konzepts durch Mitarbeitende und Vorgesetzte erfragt haben. Deutlich wird, dass diese Krankenrückkehrgespräche zu einer Polarisierung führen:
war das Arbeitsklima in einem Team vor der Krankheitsabsenz gut, führen solche Gespräche dazu, dass sich Mitarbeitende von ihren Vorgesetzten noch besser verstanden fühlen und dann noch motivierter sind.
Ist das Arbeitsklima in einem Team schlecht, fühlen sich Mitarbeitende durch die Gespräche und die Androhung allfälliger weiterer Gespräche unter Druck gesetzt, was ihr Risiko für weitere Erkrankungen massiv erhöht.
Für das Gesamtunternehmen ergab sich daher ein Anstieg der Kosten für die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall; dazu kommen noch die Projektkosten.
Quelle: H.Pfaff, H.Krause & C. Kaiser:
Gesund-geredet? – Praxis, Probleme und Potentiale von Krankenrückkehrgesprächen. Hans Böckler-Stiftung Düsseldorf, 2004, 2. Auflage.