Diese Meta-Analyse zum Zusammenhang von Lohnersatzleistungen und chronischen Schmer-zen zeigt, dass die Zahlungen dazu führen, dass Schmerzen, insbesondere Rückenschmerzen,
– von den Betroffenen häufiger berichtet werden und
– dass die durchgeführten Therapien weniger wirksam sind, z.B. Bandscheibenoperationen.
Das Vorliegen somatischer Befunde, die Art der Therapie, juristische Auseinandersetzungen oder Dauer der Schmerzen hat keinen Einfluss auf den Zusammenhang zwischen Entschädi–gungszahlungen und Schmerzerleben; auch konnten keine Effekte für die Studienqualität gefunden werden. Die Effektstärken liegen mit .50 und .60 im mittleren Bereich. Die Autoren erklären den Befund mit „kognitive Dissonanz“, d.h. Patienten, die Entschädigungszahlungen erhalten, würden kognitive Dissonanz erleben, wenn ihre Schmerzen abnehmen würden. Also suchen sie nach Begründung dafür, dass sie Krankentaggeld oder eine Rente erhal–ten. Lohnersatzleistungen führen also zur iatrogenen Chronifizierung, d.h. zu erhöhter Aufmerksamkeit für unangenehme Körperwahrnehmungen und damit auch zu verstärktem Schmerzerleben, zumindest bei einem beträchtlichen Teil der PatientInnen.
Berücksichtigt wurden 32 Studien mit insgesamt über 7’000 PatientInnen, 3’802 erhielten Lohnersatzleistungen für Ihre Schmerzen, 3’849 erhielten keine.
M.L. Rohling, L.M. Binder & J. Langhinrichsen-Rohling. (1995). Money matters: A meta-analytic review of the association between financial compensation and the experience and treatment of chronic pain. Health Psychology, 14, pp. 537-547.