Die langfristig erfolgversprechendste Behandlung chronischer Schmerzen ist die multimodale Schmerztherapie, d.h. ein Therapieansatz, der auf der Basis der kognitiven Verhaltenstherapie verschiedenste andere Therapieangebote integriert, z.B. Entspannungsverfahren, Stress-impfungstraining, Körperübungen, Sport, Berufs- und Laufbahnberatung, Aufklärung über die Entstehung und Chronifizierung von Schmerzen usw.
In einer Sekundäranalyse wurden die Verlaufsdaten von 413 PatientInnen eines multimodalen stationären Schmerzprogramms untersucht, um bessere Prädiktoren für die Wirksamkeit heraus zufinden, insbesondere hinsichtlich Intensität der Schmerzen, Beeinträchtigung, Depressivität, Funktionskapazität und Rückkehr zur Arbeit.
Die durchschnittliche Schmerzstärke verringerte sich von 6 auf 4,6 auf einer Skala von 0 – 10;
die Schmerzen insgesamt von 41 auf 33 (auf einer 100-Punkte-Skala),
die Depressivität von 28 auf 23 (knapp klinisch bedeutsam),
die körperliche Funktionsfähigkeit verbesserte sich von 41 auf 49 Punkte.
Bei der Prüfung möglicher Einflussfaktoren wie Alter, Erwerbstätigkeit, Body-Mass-Index BMI, Depression erwies sich nur die Schulbildung als bedeutsam:
49 % der PatientInnen mit mittlerer Reife, Abitur oder Studium, aber nur 37 % mit Hauptschul-abschluss oder ohne Schulabschluss erreichten eine Schmerzreduktion von über 30 % sowie eine deutliche Verbesserung der körperlichen Funktionsfähigkeit (56 vs. 40 %). Besonders erfolglos ist die stationäre Therapie bei PatientInnen mit einer Erwerbsminderungsrente und Stellensuchenden.
Insbesondere Frauen proftieren von dieser Form der Schmerztherapie: 52 % der Teilnehmerin-nen erreichten eine deutliche Reduktion ihrer schmerzbedingten Beeinträchtigung, hingegen nur 40 % der Männer.
Quelle: I. Haase, O. Kuhnt, K. Klimczyk (2012): Bedeutung des Bildungsniveaus für die Wirksamkeit der multimodalen Schmerztherapie. Der Schmerz 26 (1), pp. 61-68.