Herausforderung für das BGM. Den ganzen Artikel im Organisator 5/6 lesen, S. 75-77.
Das Coronavirus wurde inzwischen verdrängt von anderen drängeren Themen, vom Erdboden verschwunden ist es deshalb noch lange nicht. Immer deutlicher werden die langfristigen Nachwirkungen einer Infektion mit dem SARS-CoV-2-Virus. Die umgangssprachliche Diagnose „Long Covid“ (wissenschaftlich PCC Post Covid Condition) ist sowohl für Betroffene als auch Arbeitgeber schwierig: ähnlich wie bei psychischen Erkrankungen sind die Krankheitszeichen vage und zeitlich sehr variabel. Es gibt keine ursächliche Therapie, sondern allenfalls Therapien und Verhaltensweisen, die das Leiden lindern und zukünftige Krankheitskrisen verhindern können und damit die Lebensqulität verbessern. Die Symptome der PCC sind ähnlich wie beim CFS chronique fatigue syndrome nach anderen Viruserkrankungen, also insbesondere Belastungsintoleranz, Brain fog, chronische Erschöpfung, Müdigkeit, Schlafstörungen, Schmerzen, Schwindel … Die dabei gewonnen Erfahrungen und wissenschaftlichen Erkenntnisse sind nun auch hilfreich für von Long Covid-Betroffene.
Kern der Behandlungsempfehlungen ist die Psychoedukation, also Informationen über die Krankheit und Unterstützung bei der Bewältigung der individuellen Symptome. Eine ganz grosse Hürde für viele Betroffene ist es, auf ihre ganz persönlichen perfektionistischen Ansprüche eine Zeitlang zu verzichten und statt dessen andere um Hilfe bitten oder zumindest angebotene Hilfe anzunehmen.
Out brain runs on Fun! Schwierig für viele Betroffene ist auch, die kleinen und grösseren Freuden des Alltags zu geniessen oder sogar neue zu entdecken. Diese „Freudele“ sind höchst heilsam, weil sie ein gutes Körpergefühl vermitteln und von Müdigkeit und Schmerzen ablenken. Das fördert ganz nebenbei und automatisch eine positivere lebenseinstellung, Optimismus, Selbstwirksamkeit und Zuversicht. Um sich diese Alltagsfreuden bewusst zu werden, ist ein Tagebuch hilfreich:
morgens aufzuschreiben, auf was ich mich am kommenden Tag freue, und abends, was schön war. In diesem Tagebuch kann man auch ideen sammeln, was man gerne einmal ausprobieren oder lernen möchte, z.B. jonglieren, jodeln, zaubern oder singen. Zum Singen üben gibt es täglich das wunderbare Streaming Einsingen um 9
Wer mehr möchte, kann sich einen Wohlfühlkoffer zulegen: das kann eine schöne Schachtel oder ein hübscher Behälter sein, in die man alles hineintun kann, was einem gut tut oder an schöne Momente erinnert: Fotos, Schmuck, Steine, Briefe, Postkarten, Witze, Cartoons …
Wem Musik aus Stimmungstiefs hraushilft, soll sich eine oder mehrere Playlists zulegen, die Sie in Ihren negativen Momenten abholen und in einen angenehmeren Zustand hineinführen.
Für die Rückkehr an den Arbeitsplatz gilt – mehr noch als bei allen anderen unfall- oder krankheitsbedingten Absenzen von Mitarbeitenden: das Gras wächst auch nicht schneller, wenn man daran zieht. Geheimnis des Erfolgs ist die kleinschrittige, stufenweise Rückkehr in den Arbeitsprozess. Wichtig ist, genau herauszufinden, was sich die betroffenen Mitarbeitenden zutrauen. Unbedingt zu vermeiden snd Ueberforderungen, weil sie zu Rückfällen führen und damit die Gesundung gefährden.
Um die gesundheitsbedingten Einschränkungen zu objektivieren und systematisch zu erfassen, wurde der EPOCA-Fragebogen entwickelt, auch um allfällige Versicherungsansrüche zu klären. Erfasst werden die Krankheitssymptome, die Einschränkungen in der Lebensführung sowie – bei Bedarf – verschiedene fachmedizinische und neuropsychologische Untersuchungen.